Ressourcenorientierte Arbeit mit Kita-Kindern
1. Verständnis von Ressourcen und Ressourcenorientierung
Ressourcen sind Aspekte, Möglichkeiten oder Hilfsmittel, die Kinder zur Bewältigung ihrer Lebensumstände nutzen können. Diese Ressourcen können individueller Natur sein, wie Kreativität oder Intelligenz, oder sie können umweltbedingt sein, wie familiäre Unterstützung oder ein positives Gruppenklima. Eine erfolgreiche ressourcenorientierte Arbeit setzt voraus, dass du diese individuell erkennbaren Stärken sichtbar machst und gezielt förderst, um positive Lernprozesse zu initiieren.
Dieser Ansatz fördert nicht nur die individuelle Entwicklung der Kinder, sondern trägt auch zu einer positiven Gruppendynamik bei.
Wenn Kinder erkennen, dass ihre Stärken geschätzt und gefördert werden, steigert das ihre Selbstachtung und Motivation. Das Ergebnis ist eine Lernumgebung, die von positivem Feedback und gegenseitiger Unterstützung geprägt ist.
2. Historische Hintergründe zur Ressourcenorientierung
Die Wurzeln der Ressourcenorientierung liegen unter anderem im Salutogenese-Modell von Aaron Antonovsky, einem Soziologen, der sich auf die Erhaltung von Gesundheit und Wohlbefinden konzentrierte. Antonovsky entwickelte sein Modell, nachdem er Überlebende von Konzentrationslagern untersucht hatte und entdeckte, dass jene, die auch nach extremen traumatischen Erfahrungen psychisch gesund blieben, über ein starkes Kohärenzgefühl verfügten. Dieses Kohärenzgefühl setzt sich zusammen aus dem Vertrauen in die Verstehbarkeit, Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit des Lebens.
Übertragen auf die Pädagogik bedeutet dies, dass du Kinder in ihrer Entwicklung unterstützt, indem du ihre Fähigkeiten förderst und ihre Stärken in den Mittelpunkt stellst. Ziel ist, dass die Kinder ein starkes Kohärenzgefühl entwickeln, welches ihnen hilft, Herausforderungen besser zu bewältigen und ihre Lebensqualität zu erhöhen. Die Betonung von Stärken und Fähigkeiten statt Defiziten fördert ein positives Selbstbild und stärkt die psychische Widerstandskraft der Kinder.
3. Umsetzung ressourcenorientierter Arbeit in der Praxis
Der ressourcenorientierte Ansatz lässt sich im Kita-Alltag auf vielfältige Weise umsetzen. Dazu gehört, die bewusste Beobachtung und Dokumentation der Stärken und Interessen der Kinder. Es ist wichtig, diese Beobachtungen regelmäßig zu dokumentieren, um den Fortschritt und die Entwicklung jedes Kindes nachvollziehen zu können. Diese Dokumentation kann in individuellen Portfolios zusammengefasst werden, die die Lern- und Entwicklungsprozesse der Kinder festhalten.
Eine kooperative Arbeitsweise im Team unterstützt diesen Prozess, indem du durch den Austausch mit Kolleg:innen die individuelle Perspektive der Kinder umfassender verstehst und förderst. Regelmäßige Teambesprechungen bieten die Möglichkeit, sich über Beobachtungen und Erfahrungen auszutauschen sowie gemeinsam Strategien zur Förderung der Kinder zu entwickeln. Dies erfordert ständige Reflexion und Schulung der eigenen Wahrnehmungsfähigkeit, um eine dauerhafte ressourcenorientierte Haltung zu entwickeln.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Gestaltung der Lernumgebung. Eine ressourcenorientierte Umgebung bietet den Kindern vielfältige Möglichkeiten zur Selbstentfaltung und zur Entdeckung ihrer Stärken. Flexibel gestaltbare Spiel- und Lernbereiche, die den Interessen der Kinder entsprechen, regen sie dazu an, ihre Fähigkeiten spielerisch zu erkunden und weiterzuentwickeln.
4. Motivation und Wertschätzung durch Ressourcenorientierung
Kinder in ihren Stärken zu bestärken, führt zu höherer Motivation und Anstrengungsbereitschaft. Dabei ist es wichtig, dass die Wertschätzung nicht nur durch Ermutigung, sondern auch durch gezielte Förderung und Erweiterung der individuellen Stärken erfolgt. Dies schafft eine positive Lernumgebung in Kinderkrippen und Kindergärten, in der Kinder sich angenommen und gefördert fühlen. Ein spielerischer Ansatz und die Einbindung kreativer Aktivitäten, die an den Interessen der Kinder anknüpfen, können diese Motivation weiter steigern. Zudem hilft es auch Materialien auf Kinderhöhe bereitzustellen, denn das stärkt die Ressource der Eigenständigkeit der Kinder. Auch die Stärken der Kinder zu benennen, sie durch Projekte oder Bilder sichtbar machen, kann Kinder mehr Selbstvertrauen geben.
Ein Beispiel für eine ressourcenorientierte Aktivität könnte ein Kunstprojekt sein, das an die künstlerischen Fähigkeiten eines Kindes anknüpft. Durch die Bereitstellung von Materialien und Anleitung kann das Kind seine Kreativität ausleben und neue Techniken erlernen. Ein anderes Kind könnte durch logische Rätsel und Denkspiele in seinen analytischen Fähigkeiten gefördert werden. Das Ziel ist immer, die natürlichen Interessen und Stärken der Kinder zu nutzen, um die Freude am Lernen zu fördern und ihnen Erfolgserlebnisse zu ermöglichen.
Du könntest auch Kartensets und Spiele für Kinder in deinem Morgenkreis benutzen, um die inneren Ressourcen der Kleinen schon zu Beginn des Tages zu aktivieren.
5. Ressourcenübung „Ich packe meinen Koffer“
Einleitung
Kennst du das Spiel „Ich packe meinen Koffer“? Hier spielen wir es mal ganz anders – mit freundlichen, bekräftigenden Aussagen! So geht's:
- Johannes: „Ich bin hilfsbereit.“
- Anna: „Ich bin hilfsbereit und freundlich.“
- Weitere Mitspieler oder wieder die erste Person: „Ich bin hilfsbereit, freundlich und ehrlich.“
- Und so weiter.
Jeder Satz wird immer länger, indem jeder Mitspieler eine neue positive Eigenschaft hinzufügt. Auf diese Weise wird der „Koffer“ voller Freundlichkeit gepackt.
Dieses Spiel hilft Kindern, positive Eigenschaften zu erkennen und zu stärken. Indem sie sich gegenseitig freundliche, bekräftigende Aussagen mitteilen, lernen sie:
- Selbstwertgefühl aufzubauen: Die Kinder erkennen ihre eigenen Stärken und die der anderen.
- Soziale Fähigkeiten zu entwickeln: Sie üben, aufmerksam zuzuhören und andere zu schätzen.
- Ein positives Miteinander zu fördern: Die freundlichen Aussagen schaffen eine warme und unterstützende Atmosphäre.
Freundlichkeit ist nur eine von vielen Eigenschaften, die man in den Koffer packen kann. Das Spiel kann auch mit anderen spezifischen Eigenschaften gespielt werden, zum Beispiel: Mut, Geduld, Hilfsbereitschaft, Kreativität, Ehrlichkeit, Neugier usw.
Durch dieses Spiel werden die Kinder ermutigt, verschiedene (gewünschte) positive Eigenschaften zu erkennen und zu schätzen – wichtige Grundlagen für ihre Entwicklung. Je größer der Koffer, desto gestärkter könnten sich die Kids fühlen.
6. Elternarbeit und gesellschaftliche Teilhabe
Ein ressourcenorientierter Ansatz kann auch Eltern helfen, ihre Kinder in einem neuen Licht zu sehen und ihre individuellen Stärken zu schätzen. In Elterngesprächen solltest du die positiven Aspekte der Entwicklung betonen, um eine umfassendere und wertschätzende Sichtweise zu fördern. Gleichzeitig muss jedoch auch auf die Notwendigkeit der Förderung weniger ausgeprägter Fähigkeiten hingewiesen werden, um den Kindern bestmögliche Bildungschancen und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen.
Eltern können in die ressourcenorientierte Arbeit einbezogen werden, indem du ihnen Möglichkeiten aufzeigst, wie sie die Stärken ihrer Kinder auch zu Hause fördern können. Workshops und Informationsveranstaltungen bieten eine Plattform, um über die positiven Effekte der Ressourcenorientierung zu informieren und praktische Tipps zu geben. So können Eltern etwa durch gemeinsames Lesen, Basteln oder Sportaktivitäten die Fähigkeiten ihrer Kinder unterstützen und stärken.
7. Fazit
Insgesamt bietet die Ressourcenorientierung eine wertvolle Perspektive in der frühkindlichen Bildung. Durch die gezielte Förderung der individuellen Stärken wird nicht nur die persönliche Entwicklung der Kinder unterstützt, sondern auch ihre Motivation und Selbstachtung gestärkt. Dies schafft eine positive Lernumgebung, in der sich Kinder angenommen und wertgeschätzt fühlen.
Gleichzeitig trägt die Ressourcenorientierung zu einer positiven Beziehung zwischen Erzieher:innen, Kindern und Eltern bei. Indem du die Stärken der Kinder in den Vordergrund stellst und eine Kultur der Wertschätzung und Ermutigung förderst, leistest du einen wichtigen Beitrag zur Chancengleichheit und gesellschaftlichen Teilhabe. In diesem Sinne dient die ressourcenorientierte Praxis nicht nur der individuellen Unterstützung der Kinder, sondern trägt zur Verbesserung des gesamten Bildungssystems und der Gesellschaft bei.
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