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Herausforderndes Verhalten bei Kita-Kindern kompetent begleiten

Herausforderndes Verhalten bei Kindern kann den Kita-Alltag auf den Kopf stellen. Als Erzieher:in oder Ergänzungskraft weißt du nur zu gut, wie wichtig es ist, solche Situationen professionell zu meistern. Dieser Artikel bietet wertvolle Tipps und Einblicke und spricht direkt deine täglichen Herausforderungen an.
  • Miteinander
| Lesezeit 5

1. Was ist herausforderndes Verhalten?

Definition: Herausforderndes Verhalten beschreibt Verhaltensweisen von Kindern, die von den sozialen Normen in der Kita abweichen und die Fachkräfte vor erhebliche Herausforderungen stellen.

Achtung: Zeigen Kinder über mehrere Monate hinweg konstant aggressives oder stark trotziges Verhalten, kann das auf eine mögliche Störung des Sozialverhaltens hindeuten. Diese Kinder haben oft Schwierigkeiten, sich ruhig zu verhalten, ihre Wutausbrüche zu kontrollieren, ihre Bedürfnisse angemessen zu äußern und sich an soziale Normen zu halten. Dies zeigt sich häufig durch regelmäßige Streitigkeiten, das Schikanieren anderer, übergriffige Handlungen gegenüber Menschen oder Tieren, heftige Wutausbrüche oder das Zerstören von Eigentum.

Kinder mit anhaltendem aggressivem Verhalten sollten frühzeitig Unterstützung in der Psychotherapie erhalten, um negative Auswirkungen auf soziale und schulische Bereiche zu vermeiden. Die Verhaltenstherapie kann ihnen helfen, ihre Impulse besser zu kontrollieren.

Relevanz in deiner Praxis: Diese Verhaltensweisen sind keine seltenen Ausreißer. Sie gehören zum pädagogischen Alltag und stellen dich täglich vor Prüfungen. Indem du sie verstehst und aktiv angehst, kannst du dein berufliches Umfeld verbessern und jedem Kind helfen, sein Potenzial zu entfalten.

2. Pädagogischer Ansatz

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Das Prozessmodell herausfordernden Verhaltens

Das Modell besteht aus den Schritten Beobachtung, Analyse und Handlungsplanung. Diese Struktur hilft, die Hintergründe des Verhaltens zu verstehen und passende Maßnahmen zu ergreifen. Beobachtungen werden systematisch erfasst, um analytisch ausgewertet zu werden. Daraus entstehen gezielte Handlungspläne, die Kinder individuell unterstützen und zugleich das gesamte Gruppenklima fördern.

Das systematische Konzept

Das systemische Konzept in der Pädagogik betrachtet jedes Verhalten als Teil eines größeren Ganzen. Kinder zeigen bestimmte Verhaltensweisen aufgrund ihres Umfelds, wie der Familie oder der Kindergruppe in der Kita. Wenn ein Kind beispielsweise aggressiv reagiert und sich auch so verbal ausdrückt, können dies Hinweise für  Dynamiken in seinem sozialen Umfeld sein.

Für Erzieher oder Erzieherinnen bedeutet das, dass sie das Verhalten eines Kindes im Zusammenhang mit seinem Umfeld beobachten und verstehen sollten, anstatt es sofort zu bewerten. Durch achtsames Zuhören und das Stellen offener Fragen können Fachkräfte die Hintergründe des Verhaltens besser nachvollziehen und positive Veränderungen anstoßen.

Wichtig ist, dass pädagogische Fachkräfte auch ihre eigenen Wahrnehmungen und Reaktionen reflektieren. Jede/r sieht die Welt ein bisschen anders, und diese Vielfalt kann bereichernd sein. Eine respektvolle und wertschätzende Haltung gegenüber den unterschiedlichen Sichtweisen und Lebensentwürfen der Kinder und ihrer Familien ist dabei unerlässlich.

3. Ein Beispiel für ein herausforderndes Verhalten 

Die vierjährige Mia bekommt einen Wutanfall und stößt ein anderes Kind vom Spielzeugauto, weil sie selbst damit spielen will. Statt Mia mit Fragen wie „Warum hast du das gemacht?“ oder „Warum kannst du nicht friedlich spielen?“ zu konfrontieren, wodurch sie sich verurteilt fühlen könnte, sind offene Fragen viel effektiver.

Offene Fragen wie „Was ist passiert?“ oder „Wie hättest du dir das Spielen gewünscht?“ zeigen Interesse und helfen Mia, ihr Verhalten zu reflektieren und Alternativen zu finden. Es ist wichtig, Mias Gefühle ernst zu nehmen und dennoch klare Grenzen für aggressives Verhalten zu setzen.

Ein ressourcenorientierter Ansatz, der auf das Zutrauen von Fähigkeiten setzt, ist dabei erfolgreicher als ein defizitorientierter Ansatz. Statt „Hör auf damit!“ könnte man Mia ermutigen, ihr Verhalten zu ändern:

  • „Wenn du mitspielen möchtest, frag die anderen Kinder freundlich.“
  • „Wenn du das Gefühl hast, unfair behandelt zu werden, hol dir Unterstützung bei einem Erzieher.“
  • „Sag, wenn du wütend bist und erklär, was dich stört.“

Anstatt nach dem „Warum“ (Ursache) zu fragen, ist es hilfreicher, nach dem „Wofür“ (Bedürfnis) zu fragen. Das ermöglicht ein Verständnis ohne Schuldzuweisungen und hilft dem Kind, seine Bedürfnisse auszudrücken.

Ein Kind, welches andere Kinder stößt, wenn es sich benachteiligt und wütend fühlt, soll nicht lernen, nicht mehr zu hauen, sondern das Kind sollte erlernen, mit anderen Kindern zu verhandeln.

4. Praktische Tipps für deinen Alltag

Struktur und Routine

Kinder brauchen klare Strukturen, um sich sicher zu fühlen. Ein fest geregelter Tagesablauf kann Unsicherheiten und Stress reduzieren, egal ob sie in einer staatlichen oder privaten-Kita sind. Dies gibt nicht nur den Kindern Sicherheit, sondern hilft auch dir, den Überblick zu bewahren.

Empathie und Verständnis

Versetze dich in die Lage des Kindes. Frag dich: „Was will mir dieses Verhalten sagen?“ Empathie ist ein Schlüsselfaktor im pädagogischen Umgang ist. Viele Kinder drücken durch ihr Verhalten Bedürfnisse oder Gefühle aus, die sie noch nicht in Worte fassen können.

Positive Verstärkung

Lobe und erkenne positives Verhalten an. Das stärkt das Selbstbewusstsein der Kinder und fördert ein gutes Sozialverhalten. Eltern und Kolleg:innen werden diesen positiven Wandel bemerken. Anstatt ständig auf negatives Verhalten zu reagieren, sollten kleine Erfolge und positive Veränderungen in den Fokus gerückt werden.

Individuelle Ansätze entwickeln

 Jedes Kind ist einzigartig und benötigt individuelle Unterstützung. Beobachte das Kind genau und entwickle spezifische Strategien, die auf seine Bedürfnisse zugeschnitten sind.

Eltern und Schulen einbinden

Kommuniziere regelmäßig mit den Eltern und Schulen im Falle von Hortkindern, um eine einheitliche Herangehensweise zu gewährleisten. Eltern und Lehrer:innen sind wertvolle Partner:innen im pädagogischen Prozess, und ihre Einbeziehung kann das Verhalten des Kindes stark beeinflussen.

Teamentwicklung fördern

Regelmäßige Teammeetings helfen, gemeinsame Strategien zu entwickeln und sich gegenseitig zu unterstützen.

5. Mythen und Fakten

Mythos: Schlechte Erziehung ist die Ursache.

Fakt: Oft liegt die Ursache in emotionalen oder sozialen Bedürfnissen, die nicht erfüllt sind. Deine empathische und professionelle Unterstützung kann diesen Kindern helfen und ihre Entwicklung positiv beeinflussen.

Mythos: Teilzeitkräfte sind weniger effektiv.

Fakt: Kinderpfleger in Teilzeit und Sozialassistenten (mwd) leisten ebenso wertvolle Arbeit und können durch Teamarbeit und klare Strukturen erfolgreich sein. Die Effektivität einer Kraft hängt nicht von der Arbeitszeit ab, sondern von der Qualität der Interaktion und den angewendeten pädagogischen Maßnahmen.

6. Häufig gestellte Fragen 

Wie gehe ich mit einem Kind um, das ständig stört?

Finde die Ursache des Störverhaltens heraus. Ist das Kind unterfordert oder braucht es besondere Aufmerksamkeit? Ein individualisierter Ansatz kann oft helfen. Setze dich mit dem Kind zusammen und besprecht gemeinsam, welche Veränderungen notwendig sind.

Was tun bei aggressivem Verhalten?

Bleib ruhig und konsequent. Distanziere dich zunächst, um dich zu beruhigen bzw sprich dann in einem sicheren Rahmen mit dem Kind. Ein ruhiger, klarer Umgangston hilft dir, die Kontrolle über die Situation zu behalten.

Welche Fortbildungen sind empfehlenswert?

Es gibt zahlreiche Fortbildungen, die sich speziell mit dem Umgang mit herausforderndem Verhalten beschäftigen, z.B. von der Pädio Akademie oder vom Fortbildungszentrum Köln. Suche nach Angeboten, die praktische Tipps und wissenschaftlich fundierte Ansätze vermitteln. Regelmäßige Weiterbildung kann dein Wissen und deine Fähigkeiten kontinuierlich erweitern. Ein vielfältiges bestehendes Angebot für Kita-Personal findest du auch in der Denk mit Kita Akademie.

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7. Fazit

Der kompetente Umgang mit herausforderndem Verhalten erfordert Einfühlungsvermögen, Fachwissen und strukturiertes Vorgehen. Kontinuierliche Fortbildung und ein starkes Team sind dabei unverzichtbar. Mit den richtigen Strategien kannst du als pädagogische Fachkraft jedes Kind auf seinem Weg unterstützen und gleiche Bildungs- und Entwicklungschancen fördern.

Nutze herausforderndes Verhalten als Chance zur Weiterentwicklung!

Bewirb dich als Kita Mitarbeiter (mwd) auf einen Job von unserem aktuellen Stellenangebot und erhalte einen unbefristeten Vertrag. Unser engagiertes und herzliches Team freut sich auf dich!

Offene Kita-Jobs

Bei Fragen erreichst du uns über die Tel 089 / 512 6686 - 22 oder per Mail.

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