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Interview mit einem Leitungsduo: Warum Werteorientierung in der Kita unverzichtbar ist

Werteorientierung in der Kita ist ein Thema, das immer wichtiger wird. Denn nur wenn die Werte der Kita klar definiert sind, können sie auch an die Kinder weitergegeben werden. Doch was genau bedeutet Werteorientierung und wie setzt man sie um? In unserem Interview mit dem erfahrenen Leitungsduo aus München Berg am Laim bestehend aus Julia Maier und Bettina Riedl haben wir uns diesen Fragen gewidmet. Lies jetzt, warum eine klare Wertebasis in der Kita unverzichtbar ist und wie sie gelingen kann.
  • Miteinander
| Lesezeit 7

Wie wichtig ist euch die Vermittlung von Werten in der Kita?

Die Vermittlung von Werten in der Kindertageseinrichtung ist für uns von entscheidender Bedeutung, da sie einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder hat. Werte sind grundlegende Überzeugungen und Prinzipien, die das Verhalten und die Entscheidungen von Menschen beeinflussen. Sie helfen den Kindern, ihre moralischen Kompetenzen zu entwickeln und sie auf ein Leben in einer Gesellschaft vorzubereiten, in der sie Verantwortung für ihre Handlungen übernehmen müssen. Durch die Vermittlung von Werten werden auch das Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl von jedem Kind gestärkt, da sie lernen, ihre Meinungen und Überzeugungen auszudrücken und zu vertreten. Darüber hinaus lernen sie, wie sie mit anderen in Beziehung treten und wie sie ihre eigenen Emotionen und Bedürfnisse ausdrücken können.

Wichtig sind uns auch die Werte allen Teammitgliedern gegenüber, denn entwickelte Teamwerte schaffen langfristig etablierte Verhaltensmuster und die Einhaltung dieser Werte schaffen bei uns die Zusammenarbeit und die Kultur. Eine gute Teamkultur dient als Motivation, beinhaltet konstruktives Feedback und die Bewältigung von Krisen und das Gelingen von Veränderungen.

Gemeinsames Vertrauen für das Bild vom Kind der Denk mit Kita
Bettina Riedl im Gespräch mit einem Kindergartenkind

Welche Werte sind eurer Meinung nach besonders relevant für Kinder im Kinderkrippen- und Kindergartenalter?

Die Werte von Kindern unterscheiden sich je nach Altersgruppe.

Kinderkrippe

Kinder unter drei Jahren befinden sich in einer wichtigen Entwicklungsphase, in der sie grundlegende Erfahrungen und Fähigkeiten erwerben, die ihr späteres Leben beeinflussen. In der Kinderkrippe sollten ihnen daher Werte vermittelt werden, die zu ihrem Entwicklungsstand und Bedürfnissen passen.

Einige wichtige Werte, die Kinder unter drei Jahren in der Kinderkrippe erfahren sollten, sind:

  • Sicherheit und Geborgenheit: Kinder in diesem Alter benötigen ein Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit, um Vertrauen aufzubauen und sich wohlzufühlen.
  • Neugier und Entdeckungsfreude: Kinder in diesem Alter sind sehr neugierig und lernen durch Erfahrung. Werte wie Offenheit, Entdeckungsfreude und Kreativität unterstützen ihre Neugier und ihre kognitive und körperliche Entwicklung.
  • Selbstständigkeit/Partizipation und Autonomie: Kinder sollten in der Kinderkrippe lernen, ihre eigenen Bedürfnisse und Gefühle auszudrücken und Selbstständigkeit zu entwickeln. Werte wie Eigenständigkeit, Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen können ihnen dabei helfen, ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten auszubauen.

Kindergarten

Kinder im Kindergartenalter befinden sich in einer wichtigen Phase der sozialen Entwicklung, in der sie lernen, wie man mit anderen interagiert und kommuniziert. Wenn Kinder in dieser Zeit lernen, empathisch zu sein, können sie lernen, wie man auf eine positive Art und Weise mit anderen interagiert. Sie lernen auch, dass sie durch ihr Verhalten und ihre Handlungen Einfluss auf die Gefühle und das Wohlbefinden anderer haben können.

Für die Entwicklung im Kindergarten stehen diese Werte im Vordergrund:

  • Respekt: Kinder sollten lernen, respektvoll miteinander umzugehen und die Gefühle und Bedürfnisse anderer zu achten.
  • Ehrlichkeit: Sie sollten sich trauen, die Wahrheit zu sagen und Verantwortung für ihr Verhalten zu übernehmen.
  • Selbstvertrauen: Selbstvertrauen ist ein wichtiger Wert, den Kinder im Kindergarten entwickeln sollten. Sie lernen, an sich selbst zu glauben und wachsen an dem Bewusstsein ihrer Fähigkeiten.
  • Toleranz: Tolerant, neugierig und unbekümmert gegenüber anderen Kulturen, Religionen und Lebensweisen zu sein und zu verstehen, dass Unterschiede etwas Gutes und Bereicherndes sein können, gehört auch dazu.
  • Empathie: Ein Verständnis für die Gefühle anderer zu entwickeln und lernen, wie man auf diese Gefühle reagiert, fördert die Empathie.
  • Glücklich sein/Freude: Der Wert von Freude und Glück ist für alle Kinder essenziell, da er zu einer positiven und gesunden emotionalen Entwicklung der Kinder beiträgt. Kinder lieben es zu spielen und zu lachen. Emotionale Bedürfnisse zu verstehen und den Kindern zu helfen, wenn sie traurig, verängstigt sind, hilft ihre Gefühle auszudrücken und zu verstehen. So können sie lernen, wie man sich besser fühlt und glücklicher wird.

Wie setzt ihr diese Werte im Alltag um?

Wir haben viele verschiedene Möglichkeiten, um die Werte im Kita-Alltag umzusetzen. Folgende 5 Punkte sind die wichtigsten Herangehensweisen für uns:

1. Vorbildfunktion

Jedes pädagogische Teammitglied sollte ein gutes Vorbild für die Kinder sein und die Werte, die sie vermitteln möchten, selbst leben und zeigen. Indem sie selbst respektvoll, freundlich und empathisch sind, können sie den Kindern helfen, diese Werte zu erfahren und in ihrem eigenen Verhalten umzusetzen.

2. Gezielte Aktivitäten anbieten

Das pädagogische Team kann gezielte Aktivitäten anbieten, die den Kindern helfen, bestimmte Werte zu erfahren und kennenzulernen. Wir leben einen bedürfnisorientierten Alltag und beobachten unsere Kinder. Situativ können so zu den unterschiedlichen Themen Hilfsbereitschaft, Selbstvertrauen, Respekt, Ehrlichkeit, Solidarität, Empathie und Glück unterschiedliche pädagogische Angebote geschaffen werden. Oft überlegen wir gemeinsam mit den Kindern, wie wir den Themen begegnen können. Die Kinder lernen sich als Mitgestalter ihrer Welt kennen und beginnen oft schon in Gruppen ein Thema zu erarbeiten und zu erfahren.

3. Gelegenheiten schaffen, in denen die Kinder ihre eigenen Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen können

Im Morgenkreis/Abschlusskreis werden gemeinsame Gespräche geführt und Gedanken sowie Ideen geteilt. Natürlich begleiten wir die Kinder auch im pädagogischen Alltag individuell, wenn sie ihre Gedanken mitteilen oder umsetzten möchten. Gefühle werden erkannt, benannt und wenn es zutrifft auch zusammen erlebt und wahrgenommen.

4. Rituale und Bräuche/Traditionen

Sie fördern die Stabilität, das Gemeinschaftsgefühl und die Identitätsbildung. Durch den gemeinsamen Morgenkreis gelingt es den Kindern, sich auf den Tag in ihrer Gruppe einzustimmen und sich aufeinander zu konzentrieren. Durch gemeinsames Singen, Spielen und dem bewussten Wahrnehmen, wer heute in der Gruppe ist, beginnen wir jeden Tag aufs Neue.

5. Feiern von Festen

Feiern von Festen wie Weihnachten, Ostern oder Ramadan können den Kindern helfen, verschiedene Kulturen sowie Traditionen kennenzulernen und zu verstehen. Ein wichtiges Ritual in unserer Kinderbetreuungseinrichtung ist auch die Vorschulverabschiedung, gemeinsam werden die Vorschüler vor den Sommerferien aus unserer Kita verabschiedet. Indem wir die Kinder zusammenbringen, um gemeinsam zu feiern, stärken wir das Gemeinschaftsgefühl.

Bei allen Denk mit Kitas haben wir unsere einheitlichen Unternehmenswerte. Diese prägen unsere pädagogische Arbeit und unser tägliches Miteinander in unseren Teams, mit den uns anvertrauten Kindern und deren Eltern. Diese Werte sind: Engagement, Liebenswürdigkeit, Teamgeist, Qualität und Vielfalt.

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Wie geht ihr mit unterschiedlichen Wertvorstellungen innerhalb des Teams oder bei den Eltern um?

Wir sprechen regelmäßig in Teamsitzungen über unterschiedliche Wertvorstellungen und diskutieren diese auch aus. Auch wenn es um pädagogische Themen geht, ist man nicht immer einer Meinung und versucht hier eine Linie zu finden. Von uns als Leitungsduo wird nichts übergestülpt, sondern gemeinsam mit dem Team erarbeitet und so finden wir zu 99 % einen gemeinsamen Nenner.

Den Eltern vermitteln wir auch unsere Wertvorstellungen, vor allem ist uns die offene und ehrliche Kommunikation sehr wichtig. Wir sprechen mit den Eltern sehr transparent, dies bekommen wir oft als positives Feedback.

Inwiefern spielt die kulturelle Herkunft der Kinder eine Rolle bei der Vermittlung von Werten?

Uns ist es wichtig, dass alle Kinder gesehen werden, egal welche Herkunft sie haben. Worauf wir achten ist, dass auch die Werte aus den verschiedenen Herkunftsländern in unseren Alltag mit integriert werden. Es wird im Morgenkreis darüber gesprochen, die Kinder dürfen über ihre Kulturen erzählen oder etwas mitbringen. Wenn wir unser sogenanntes Oktoberfest haben, dürfen auch die Kinder aus anderen Ländern ihre eigene Tracht anziehen.

Wie fördert ihr das Verständnis für Empathie und Solidarität unter den Kindern?

Aktives Zuhören in der Kita

Empathie ist die Fähigkeit, sich in andere Wesen hineinzuversetzen und Mitgefühl zu empfinden. Das ist ein zentraler Aspekt der emotionalen Intelligenz und wichtig für das Zusammenleben.

Wir gehen oft bei Kindern darauf ein und fragen nach: „Warum ist dir das wichtig?“ oder „Warum machst du das so?“ Wir achten darauf, dass wir neugierig klingen und nicht vorwurfsvoll. Es ist auch wichtig, den Kindern zu vermitteln, ihre Gefühle wahrzunehmen und zu erkennen. Darüber zu sprechen, wie viele verschiedene Gefühle es gibt und wie ein Gefühl aussieht, das ist sehr wertvoll. Solidarität entwickelt sich dadurch, dass wir den Kindern zeigen, sich auf Neues einzulassen und diesem nicht gleich von vorneherein abweisend gegenüberzutreten. Wir versuchen den Kindern zu zeigen, dass man sich auf das Wohlergehen anderer einlässt und uns somit für andere verantwortlich fühlen.

Wie tragt ihr zur Entwicklung einer positiven Gruppenkultur bei, die auf gegenseitigem Respekt und Toleranz basiert?

Uns ist es wichtig, dass jedes Kind gehört wird. Wenn Konflikte in der Gruppe stattfinden, was natürlich dazu gehört, wird jedem Kind zugehört und gemeinsam suchen wir nach Lösungen. Den Kindern wird vermittelt, dass Respekt gegenübereinander eine wichtige Bedeutung hat.

Dadurch wird vorgelebt:

  • Dass man anderen zuhört
  • Dass man aussprechen lässt
  • Dass man höflich miteinander sprich

Es ist von großer Wichtigkeit, klare Grenzen zu setzen und dennoch liebevolle Konsequenzen zu vermitteln. Dies gilt auch für den Umgang mit Toleranz.

Was sind aus eurer Sicht die größten Herausforderungen bei der Vermittlung von Werten in der Kita?

  • Für 25 Kindergartenkinder diese Geduld tagtäglich aufzubringen, ihnen diese Werte über einen langen Zeitraum immer wieder vorzuleben und zu vermitteln
  • Personelle Unterbesetzung erschwert Umsetzung der Wertevermittlung.
  • Die vielfältigen Lebensumstände der Familien zu berücksichtigen, um niemanden, wenn auch unbeabsichtigt, zu vergessen.

Denk mit Kita München Berg am Laim

Hermann-Weinhauser-Straße 28
81673 München
Betreuungszeiten
7:00 – 17:00
Betreuungsalter
0 – 6 Jahre
Plätze
99
Einrichtungsdetails

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