Wenn Empathie im Erzieherberuf zur Erschöpfung führt
1. Was ist Empathie-Erschöpfung?
Empathie-Erschöpfung, auch als Mitgefühlserschöpfung bekannt, bezeichnet einen Zustand, in dem die übermäßige emotionale Investition in die Gefühle und Belange anderer zu einer Erschöpfung deiner eigenen emotionalen Ressourcen führt. Empathie-Erschöpfung tritt auf, wenn du die Emotionen anderer als deine eigenen übernimmst, ohne auf dich selbst zu achten. Im Erzieherberuf manifestiert sich dies oft durch das intensive Einfühlen in die Kinder, ihre Herausforderungen und Freuden. Der ständige Druck, für emotionale Stabilität bei deinen Schützlingen zu sorgen, kann zu einem anhaltenden Stresslevel führen.
Auf den ersten Blick nicht sichtbar?
Im Vergleich zu physischen Belastungen bleibt die Empathie-Erschöpfung oft unsichtbar. Du bist ein Experte darin, deine eigenen Bedürfnisse hintanzustellen und dich voll und ganz auf die Bedürfnisse der Kinder zu konzentrieren. Dies kann jedoch dazu führen, dass du deine eigene emotionale Gesundheit vernachlässigst.
2. Woran erkennst du eine Empathie-Erschöpfung?
Du fragst dich, ob du an einer Empathie-Erschöpfung leidest? Hier sind einige Symptome, die darauf hinweisen können:
- Du hast Schwierigkeiten beim Schlafen: Gedanken an deine Erfahrungen lassen dich hin- und herwälzen. Trotz ausreichenden Schlafs fühlst du dich oft müde und energielos, da die emotionale Belastung deinen inneren Akku erschöpft.
- Du empfindest Apathie: Es fällt dir schwerer, dich in die Emotionen der Kinder einzufühlen, da deine eigenen emotionalen Reserven erschöpft sind. Du fühlst dich gleichgültig gegenüber emotionalen Situationen.
- Du reagierst gereizt: Kleinste Herausforderungen im Alltag können dich schnell reizbar und frustriert machen.
- Du erlebst Schwierigkeiten beim Konzentrieren: Dein Geist kreist um belastende Situationen und Erfahrungen, die außerhalb deiner Kontrolle liegen, und es fällt dir schwer, dich auf andere Dinge zu fokussieren.
- Du spürst körperliche Erschöpfung: Dir fehlt die Energie, um wirklich bei anderen präsent zu sein.
Bitte beachte den Unterschied
Wenn du im Laufe der Zeit einen Mechanismus entwickelt hast, um deine Emotionen zu betäuben, kann das, was du möglicherweise erlebst, eine PTBS (posttraumatische Belastungsstörung) sein und nicht einfach nur Erschöpfung der Empathie. Möglicherweise hast du auch Schwierigkeiten mit Grenzen, Co-Abhängigkeit, Burnout oder Angst. Falls du denkst, dass das auf dich zutrifft, ist es entscheidend, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen!
3. 5 Tipps zur Selbsthilfe
Um Empathie-Erschöpfung entgegenzuwirken, ist es entscheidend, auf deine eigene emotionale Gesundheit zu achten:
Selbstreflexion
Nimm dir regelmäßig Zeit für Selbstreflexion, um deine eigenen Emotionen und Bedürfnisse zu erkennen und frühzeitig Warnsignale zu identifizieren. Beispielsweise könntest du einen kurzen Spaziergang machen und dabei darüber nachdenken, wie du dich in verschiedenen Situationen gefühlt hast. Me-Time kann auch bedeuten, ein Hobby zu pflegen oder einfach einige Minuten in Stille zu verbringen, um dich wieder mit deinen eigenen Gedanken zu verbinden.
Perspektivenwechsel
Wenn du anderen Menschen gegenüber Empathie zeigst, versetzt du dich in sie hinein. Das ist die Basis von Empathie. Um dich davon aber nicht übermannen zu lassen und die Emotionen deine eigenen werden zu lassen, kann ein Perspektivwechsel helfen. Aus der Beobachterperspektive ziehst du eine klare emotionale Grenze zwischen den Sorgen anderen und deinen, ohne die Person zu ignorieren.
Achtsamkeitstraining
Praktiziere Achtsamkeitstechniken, um deinen Fokus auf das Hier und Jetzt zu lenken und Stress abzubauen. Zum Beispiel könntest du jeden Tag einen Naturmoment bewusst erleben, sei es das Rauschen der Blätter im Wind oder das Zwitschern der Vögel. Zusätzlich könntest du versuchen, eine „sensory walk“ Meditation für 5-10 Minuten zu praktizieren, bei der du dich auf die Sinneswahrnehmungen konzentrierst und bewusst auf die Geräusche, Gerüche und Texturen um dich herum achtest.
Social-Media-Pause
Um von der Arbeit abzuschalten, loggst du dich gern bei Instagram und Co. ein und schon bist du in einem erneuten Informations- und Emotionsstrudel. Leider kann der zu intensive Gebrauch von sozialen Medien, durch den Vergleich mit anderen und der Suchtproblematik auch zu Angst, Depressionen und anderen psychischen Problemen führen. Ohne gesunde Grenzen und Selbstbewusstsein kann eben auch eine Überbelastung zu emotionalem Stress führen, was es schwieriger macht, mit Empathie für andere da zu sein.
Selbstpflege
Baue eine nachhaltige Selbstpflege-Routine ein, die regelmäßige Auszeiten, Erholung und Hobbys einschließt. Das kann alles Mögliche sein. Kurze Entspannungsmethoden wie z.B. Stretching und beruhigende Musik. Digitale Auszeiten zum Beispiel durch Zeitlimits für bestimmte Apps auf deinem Handy. Ein durchdachter Sozialkalender, der dich weder überfordert noch einsam sein lässt. Und die aktive Entscheidung auch einfach mal „Nein“ zu sagen, wenn dir etwas zu viel ist und du es nur anderen zur Liebe machst. Tu’s dir zuliebe!
4. Selbstempathie als langfristige Lösung gegen Empathie-Erschöpfung bei Erzieher:innen
Prof. Dr. Kirstin Neff, Professorin für Psychologlie und Persönlichkeitsentwicklung an der Universität Austin (Texas, USA) sagt: „Selbstempathie ist fühlen, was wir brauchen und diese Erkenntnis selbstbewusst zu kommunizieren“.
Selbstempathie bedeutet: Du lernst, deine eigenen Gefühle und Körperreaktionen zu spüren. Dies ist besonders wichtig bei Gefühlstaubheit und -blindheit. Deine eigenen Gefühle zeigen, ob Bedürfnisse, Werte, Ziele und Visionen erfüllt oder unerfüllt sind. Dies zeigt, wie wichtig Achtsamkeitsübungen und Selbstreflexionen sind. Lerne dich selbst wieder zu spüren.
Durch Selbstempathie lernst du, jenseits von Schuld und Richtig oder Falsch zu denken. Du realisierst, dass Gefühle und Bedürfnisse immer als gut bewertet werden. Sprich mitfühlend mit dir selbst, sowie du auch mit Freunden reden würdest, wenn ihnen beispielsweise ein Fehler passiert. Gehe mir dir selbst in jeder Situation genauso mitfühlend um, wie mit deinen besten Freund:innen.
Bewusstsein für Empathie-Erschöpfung fördern
Es ist essenziell, nicht nur auf die eigene psychische Gesundheit zu achten, sondern auch den Austausch mit deinem Team zu suchen, um mögliche Anzeichen von Belastung zu besprechen. Als Kolleg:innen sollten wir sensibilisiert sein, psychische Probleme zu entstigmatisieren und unterstützende Maßnahmen zu fördern. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass Mitgefühlserschöpfung integraler Bestandteil unserer Arbeit ist, und Strategien entwickeln, um sowohl beruflichen Anforderungen gerecht zu werden als auch die eigene mentale Gesundheit zu schützen. Lass dich von unseren 5 Tipps zur Selbsthilfe leiten.
5. Wie kannst du Empathie-Erschöpfung am Arbeitsplatz vorbeugen?
Suche regelmäßig den Austausch: Nutze den Austausch mit Kolleg:innen als Plattform, um Erfahrungen zu teilen und emotionalen Druck abzubauen. Meistens bist du mit deinen Gefühlen nicht allein und du wirst überrascht sein, wer sich dir öffnet, sobald du deine Geschichte geteilt hast.
Nimm an Fortbildungen zur Selbstfürsorge teil: Schulungen im Bereich der Selbstfürsorge und Stressbewältigung können dein Bewusstsein für die eigenen Bedürfnisse schärfen. Die Denk mit Kita Fortbildungen und Workshops stehen allen Mitarbeitenden zur Verfügung, die sich in diversen pädagogischen und nicht pädagogischen Bereichen weiterentwickeln wollen, einschließlich Emotionsmanagement. Weitere Infos zu Denk mit Kita als Arbeitgeber und Benefits findest du auch auf unserer Website.
Wir hoffen, dass du durch den Artikel ermutigt wurdest, weiterhin einfühlsam gegenüber den Kindern zu sein, während du gleichzeitig auf deine eigene emotionale Gesundheit achtest. Indem du dir selbst Mitgefühl schenkst, kannst du die Erschöpfung überwinden und weiterhin eine unterstützende und einfühlsame Bezugsperson für die Kinder sein.
Entdecke bei Denk mit Kita nicht nur eine berufliche Perspektive, sondern auch eine Gemeinschaft, die die mentale Gesundheit ihrer pädagogischen Fachkräfte wertschätzt.